NRWG Blumen in Stuttgart

Einzigartige Sonderlösung im Dach der DHBW

Seit mehr als 50 Jahren setzt die D+H-Gruppe Projekte um, die mit außergewöhnlichen Anforderungen an den Brandschutz einhergehen. Eines der jüngsten Beispiele und ein Meilenstein im Bereich des Brandschutzes ist der im Jahr 2023 bezogene Neubau der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Stuttgart, ein prägender Bestandteil des einzigartigen Campus am Stadtgarten im Herzen Stuttgarts. Der Entwurf für diese Gebäude stammt vom Architekturbüro 3XN.

Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsanlagen im DHBW Neubau: Architektonisch und funktionell beeindruckende Lichtkuppeln

Die Universität und die Hochschule für Technik mitsamt Mensa und Uni-Bibliothek sind unmittelbare Nachbarn in der Stuttgarter Lerchenstraße. Der Neubau wurde unter Berücksichtigung modernster Brandschutzstandards konzipiert, wobei insbesondere die Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA) eine zentrale Rolle spielt. D+H konnte unter komplexen architektonischen Bedingungen innovative Brandschutzlösungen realisieren, die nicht nur stark funktional sind, sondern auch ästhetisch mit der Gebäudestruktur harmonieren.

Die beeindruckende RWA-Lichtkuppel überspannt das Atrium und leitet natürliches Licht tief in die Gebäudestruktur. Als herausragendes Merkmal des Neubaus prägt sie das Erscheinungsbild des Gebäudes und lässt natürliches Licht bis in die unteren Etagen dringen. Der helle, überdachte Bereich fungiert für die Mitarbeitenden und Besucher als zentraler Treffpunkt und kompensiert wetterunabhängig die fehlenden Außenflächen.

Diese Kuppel stellt zum einen ein architektonisches Highlight dar und wirkt zudem als zentrales Element des Brandschutzkonzepts, das im Brandfall als natürlicher Rauch- und Wärmeabzug fungiert. Die Verwendung von natürlichen RWA-Anlagen ist ein Beispiel für die innovative Herangehensweise an den Brandschutz und berücksichtigt sowohl die Sicherheit der Gebäudenutzenden als auch den Umweltschutz.

Gläserne Dachkonstruktion – Revolution in der Brandschutztechnik

Eine ikonische Wendeltreppe verbindet stützenfrei alle sechs Etagen und dient gleichzeitig als Blickfang. Die Rampen gewährleisten einen barrierefreien Zugang.

Die RWA-Anlage ist integraler Bestandteil dieser architektonischen Gestaltung und wurde entsprechend in das Gesamtkonzept eingebunden. Sie dient dem Brandschutz und der Sicherheit sowie der Evakuierung im Ernstfall. Der Entwurf für diese Gebäude stammt vom Architekturbüro 3XN.

Das gläserne Dach des Neubaus besteht aus 549 drei- oder viereckigen Elementen, die in einer komplexen Geometrie angeordnet sind. Ein wichtiger Bestandteil dieser aufwendigen Konstruktion sind die darin enthaltenen Öffnungselemente. Sie dienen im Falle eines Brandes dazu, Rauch und Hitze aus dem Gebäude abzuleiten.

In enger Zusammenarbeit mit dem renommierten Fassadenbauunternehmen Josef Gartner und dem I.F.I. Institut wurde eine innovative Lösung entwickelt, um die baurechtlich geforderte Umsetzung als NRWG zu meistern und gleichzeitig ästhetische Ansprüche zu erfüllen. Dabei standen insbesondere die spezifischen Anforderungen an den Rauch- und Wärmeabzug im Fokus.

Ästhetik trifft Funktion

Das Glasdach mit seinen Lichtkuppeln wurde so konzipiert, dass im Brandfall Rauch und Hitze aus dem Gebäude abgeleitet werden können, um eine sichere Evakuierung zu gewährleisten. 

Die Brandschutzanforderungen für die Dachkonstruktion waren besonders komplex. Denn das RWA-Konzept gab vor, dass vier Dachklappen im Atrium mit natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräten (NRWG) auszustatten sind. Allerdings gibt es weltweit kein NRWG-zertifiziertes System für Dreiecksfenster. Hinzu kommt, dass die Einbaulage keine aerodynamischen Entrauchungsflächen zulässt. 

Das angefertigte Windgutachten vom I.F.I. schlug vier hohe Leitwände als Lösung vor. Windleitwände waren aus ästhetischen Gründen keine Option, weshalb D+H sechs Dreiecksfenster im Kreis (Blumenform) konzipierte, um für aerodynamische Flächen zu sorgen. Gemeinsam mit einem Partnerunternehmen wurde zusätzlich ein windabhängiges Steuerungskonzept mit zwei Nord-Süd-Wetterstationen integriert. Eine einzigartige Dachlösung, die die Brandschutztechnik revolutioniert.

Bei der innovativen Dachkonstruktion kamen folgende Produkte von D+H zum Einsatz:

  • Dezentrales System basierend auf Buskommunikation AdComNet und mehreren Steuerungen der Serie CPS-M
  • 230 V System mit schlanker Verkabelung
  • Wetterstation
  • 6 x 4 Antriebsgruppen (6 „Blumen“)
  • 48 x DXD 300-K-BSY+ Hochleitungszahnstangenantriebe
  • 48 x Konsolen in Sonderanfertigung
  • 2 x CPS-M in Sonderanfertigung für die windrichtungsabhängige Steuerung
  • 2 Antriebe an einem Flügel mit insgesamt 6000 N Kraft
  • Spezielle Konsolenlösung: Auf der Antriebsstange ein Kugelgelenk, damit sich der Antrieb mit dreht (beim Dreiecksflügel ändert sich der Winkel vom Rahmen zum öffnenden Flügel)

Durch die Integration von aerodynamischen Flächen und die Entwicklung eines windabhängigen Steuerungskonzepts, konnte eine effiziente Rauchableitung gewährleistet werden.

Wärmeabzugsanlagen: Ein zentraler Pfeiler des Brandschutzes

Eine effektive Brandschutzstrategie, die auf modernster Technologie und fundiertem Fachwissen basiert, ist unverzichtbar, um im Brandfall eine schnelle und effektive Ableitung von Rauch und Hitze zu ermöglichen. Die innovative Technologie von D+H trägt entscheidend dazu bei, die Ausbreitung von Bränden zu verlangsamen und Rettungswege rauchfrei zu halten. Im DHBW Stuttgart Neubau wurden die RWA-Anlagen nicht nur nach den neuesten technischen Standards konzipiert, sondern auch so in die Gebäudestruktur integriert, dass sie die architektonische Ästhetik unterstützen. D+H stand dabei beratend und ausführend zur Seite. 

Die Abnahme von RWA-Anlagen ist ein entscheidender Schritt vor der endgültigen Inbetriebnahme. Dieser Prozess stellt sicher, dass alle Komponenten korrekt installiert wurden und den vorgeschriebenen Sicherheitsstandards entsprechen. Beim DHBW Stuttgart Neubau wurde die Inbetriebnahme vom D+H Service- und Vertriebspartner, Hübler Sicherheit und Service GmbH, fachgercht übernommen und durchgeführt.

Steuerung der RWA-Anlagen durch CPS-M-Zentralen

Das von D+H und dem I.F.I in Abstimmung entwickelte Steuerungskonzept basiert auf einem windabhängigen System, das die Öffnung der RWA-Elemente je nach Windrichtung steuert. Durch die Mittelwertbildung zweier Nord-Süd-Wetterstationen und die Implementierung von CPS-M-Zentralen konnte eine präzise Steuerung der RWA-Anlagen realisiert werden. Dies gewährleistet einen optimalen Funktionserhalt der RWA-Anlagen und trägt somit maßgeblich zur Sicherheit im Gebäude bei. Die Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sind zusätzlich mit Sensoren ausgestattet, die im Brandfall automatisch auslösen und eine schnelle Evakuierung der Gebäudenutzenden ermöglichen.

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